Besseres Bier 2

Wir müssen noch einmal über Bier reden. Denn auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Da tut sich einiges.

Braukunst Live 2013, München. Fotos: Stefan Peters

Braukunst Live 2013, München. Fotos: Stefan Peters

In Deutschland gibt es 1300 Brauereien.
Das ist viel.
80% des getrunkenen Bieres werden allerdings von 70 dieser Brauereien gemacht.
Und das ist eigentlich ziemlich wenig.
Das heißt: Es bleiben 1230 Brauereien, die mehr oder weniger gutes Bier brauen – und die sind jetzt mal dran.
Auf dem Braukunst Live Festival im München, der zweiten deutschen Craft Beer Messe sozusagen, holten genau solche Klein-, Kleinst- und Mikro(skopisch winzige)Brauer das Beste aus ihren Fass.

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Braukunst Live 2013, München. Fotos: Stefan Peters

Ja, wir sind wieder bei diesem Craft Beer, dem Bier aus unabhängigen Brauereien, das mit Hand und Liebe und viel Zeit gebraut wird. Oder wie es die Vereinigung amerikanischer Brauer definiert: Bier aus Brauereien, die „small, independent and traditional” sind. „Small defined as an „annual production of 6 million barrels of beer or less“, independent defined as at least 75% owned or controlled by a craft brewer, and traditional defined as at least 50% of its volume being all malt beer”.

Braukunst Live 2013, München. Fotos: Stefan Peters

Braukunst Live 2013, München. Fotos: Stefan Peters

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Im Gespräch mit Hermann Schnierle, Biersommelier, Riegele. Foto: Stefan Peters

Die Craft-Bierrevolution in Deutschland verläuft noch langsam – aber nicht ein Aussteller der Braukunst Live zweifelte daran, dass sie läuft. Man ist vielleicht ein bisschen vorsichtiger geworden, was das Zeitfenster angeht, das man dem Umbruch so einräumt. Letztes Jahr klangen die meisten Brauer und Biermenschen so, als stehe das deutsche Craft Beer-Wunder direkt vor der Tür, als gehe es übermorgen so richtig los. In diesem Jahr war öfter eine vorsichtige Schätzungen von drei bis fünf Jahren zu hören, die es noch braucht, das Wissen vom besseren Bier zu verbreiten. Und wer weiß: Vermutlich bleibt das ja auch ein Nischenprodukt. Lohnen wird es sich trotzdem. In den USA sind auch nur 5% des getrunken Bieres Craft Beer. Die machen aber 10% des Umsatzes aus. Plus: Craft Beer ist da ein Riesending. Fünf Prozent von verdammt viel sind viel. Und das wäre in Deutschland, mit einem Jahresvolumen von 98 Millionen Hektolitern getrunkenem Bier im Jahr genauso. Man darf ja auch nicht vergessen: Eben weil es ja bei vielen Craft Brewer um echte One-Man-Shows geht, um winzige Familienbetriebe oder kleine Start-Ups, sind die selbst ganz froh, dass das alles nicht in Lichtgeschwindigkeit passiert. Andreas Seufert von Pax Bräu in der Röhn zum Beispiel. Der erzählt ganz ehrlich, dass er 20 bis 30 Prozent im Jahr wächst, alles andere könnte er allein ja auch gar nicht stemmen.

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Braukunst Live 2013, München. Fotos: Stefan Peters

Die Ausstellerzahl der Braukunst Live hat sich im Vergleich zum ersten Festival 2012 verdoppelt, die Besucherzahl – so wie es aussah –  auch.
Nur ein, zwei Mal sei es am ersten Tag vorgekommen, dass Leute an den Stand kamen und sagten, sie wollen ein Bier. „Was den für eins?“ hat der Schneider Weiße-Presse-Mann gefragt. „A Bier halt“, war dann alles. Die meisten Besucher der Messe hingegen wissen sehr genau, was sie wollen. „Die fragen gezielt nach den ganz besonderen Raritäten“, sagt einer vom Braufactum-Stand.